Michelle Concepción ist Perfektionistin. Zumindest, wenn es um ihre Arbeit geht. In ihrem Atelier in den Offenbacher Zollamt Studios stecken Pinsel ordentlich in Gläsern. Spritzen, Pinzetten und Zahnarzt-Werkzeuge sind akkurat in Kästen, ihre Gemälde in beschrifteten Kartons im Regal verstaut. Ein paar ihrer aktuellen Arbeiten hängen an den Wänden: Acrylmalereien, die an Abbildungen von Mikroorganismen erinnern. „Ich war schon immer fasziniert von organischen Formen, ihrer Schönheit und Magie“, sagt sie. Ihre Bilder scheinen zelluläre Baupläne des Lebens zu zeigen, vergrößert unter einem Mikroskop – oder unendlich verkleinert. Michelle Concepción gehört zu den Kreativen, die in einem der 52 Räume der Zollamt Studios eine neue Heimat gefunden haben.
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Wer nun aber annehmen möchte, Michelle Concepción wolle mikroskopisch, besser rasterelektronenmikroskopisch erhobene Befunde zum Gegenstand ihrer Malerei nehmen, der läge allerdings um einiges falsch. Es sind vielmehr freie Schöpfungen, zudem in einer neuen malerischen Technik, die wir heute sehen und erleben können, vielleicht musikalischen Inventionen vergleichbar, spielerischen kompositorischen Gebilden. Zwar befasst sich Michelle Concepción, davon sind wir überzeugt, mit den ins unendlich Grosse wie in das unendlich Kleine gehenden Strukturen und Formen unserer erfahrbaren wie nicht erfahrbaren Welt und allen Lebens. Solche Überlegungen und Forschungen finden jedoch nicht beabsichtigt und gewollt, sondern intuitiv und eher unbewusst einen Weg in das künstlerische Geschehen. In der schöpferischen Aneignung der Welt durch die Künstlerin entsteht erstaunlich konkret Gestaltetes, welches uns erst anschliessend an mikroskopisch-empirisch sichtbar Gemachtes erinnert. Ähnlich – vielleicht sei diese Anknüpfung erlaubt – wie forschende und philosophierende Wissenschaftler bereits vor der Erfindung von Teleskop und Mikroskop erstaunlich zutreffende Vorstellungen von der Welt der kleinsten wie der grössten Dimensionen entwickelten…
· October 2013